von Ulrike Reuter
Wenn man im Triathlon von Klassikern spricht, dann darf ein Name nicht fehlen: der Allgäu Triathlon, ältester Triathlon Deutschlands, Mythos und Pflichttermin für ambitionierte Athleten. Entsprechend heiß begehrt sind die Startplätze – wer einen ergattert, darf sich glücklich schätzen. Unser Johannes Liebrich hatte vorgesorgt: Nachdem er im letzten Jahr noch als Helfer mitgewirkt hat, durfte er sich über ein Sonderstartrecht freuen und stand nun endlich selbst am Start.
Und weil Johannes bekanntlich keine halben Sachen macht, wurde es nach zwei Monaten Triathlon-Pause höchste Zeit für eine Mitteldistanz. Also rauf aufs Rad, rein ins Wasser und ab auf die Laufstrecke!
Schwimmen im Regen – Warmmachen im Alpsee
Los ging’s am Sonntagmorgen um 7:55 Uhr für Johannes, nachdem die Frauen 10 Minuten zuvor in den Großen Alpsee gestartet waren. 1,9 km galt es zu schwimmen – und währenddessen begann es sanft zu nieseln. Nun ja, für andere ein Hindernis, für Johannes schlicht „Warm-up“. Denn die erste Disziplin ist bekanntlich nicht seine große Liebe. Als 555. unter den 858 männlichen Athleten auf der Mitteldistanz den stieg er aus dem Wasser – aber wie wir alle wissen, geht das Rennen da für ihn erst so richtig los.
90 km Rad – 1.500 Höhenmeter, Kalvarienberg und jede Menge Überholmanöver
Der anschließende Radkurs hatte es in sich: zwei Runden mit insgesamt 90 km und satten 1.500 Höhenmetern. Schon in der ersten Runde wartete mit dem Kalvarienberg gleich ein echter Klassiker – bis zu 18 % Steigung, eine Herausforderung für jedes Bein. Dazu nasse Straßen durch den leichten Regen: Vorsicht war angesagt. In der zweiten Runde beruhigte sich das Wetter, die Abfahrten wurden schneller und Johannes machte Platz um Platz gut. Mit einer starken Radzeit von 2:52 Stunden stieg er schließlich vom Rad – die Aufholjagd war in vollem Gange.
Laufen – Flow am See und Kuhglocken-Power
Dann endlich die Paradedisziplin: das Laufen. Die ersten Kilometer entlang des Sees liefen sich noch kontrolliert, doch je länger es ging, desto besser fühlten sich die Beine an. Bis Kilometer 15 konnte Johannes ein richtig gutes Tempo halten, ehe der legendäre Kuhsteig wartete – ein steiler Wanderpfad, gesäumt von Zuschauern, Kuhglocken und Applaus. In dieser Atmosphäre war auch die letzte Hürde kein Problem und Johannes flog förmlich nach oben. Mit der 21.-besten Laufzeit aller Classic-Teilnehmer kam er nach 5:01:40 Stunden als 73. Gesamtplatzierter und 24. in seiner Altersklasse ins Ziel.
Ricky – vom Streckenrand auf die Strecke
Eigentlich wollte Johannes’ Freundin Ulrike Reuter diesmal „nur“ als größter Fan an der Strecke stehen. Da sie mit Johannes’ Kräften bekanntermaßen nicht immer mithalten kann, überlässt sie die längeren Distanzen gerne ihm. Doch einen Tag vor dem Event – vielleicht inspiriert vom regnerischen Wetterbericht und der Aussicht auf viel Frieren am Streckenrand – kam die spontane Idee: „Warum nicht selbst mitmachen?“ Mit einer Portion Glück ergatterte sie tatsächlich noch über Kleinanzeigen einen offiziellen Last-Minute-Startplatz. Für die Mitteldistanz dann doch etwas zu spontan, entschied sie sich für die Olympische Distanz.
Um 10:15 fiel ihr Startschuss. Nach knapp 30 Minuten kam Ricky als 26. Frau aus dem Wasser. Eine kleine Extra-Runde durch die Wechselzone, bis sie ihr Rad gefunden hatte – dann aber ab auf die Strecke, die zu dieser Zeit bereits trocken war. Auf den Anstiegen versuchte sie, möglichst wenig Plätze abzugeben, und auf den Abfahrten holte sie diese gleich wieder zurück. Mit einer Zeit von 1:31 h belegte sie Rang 15 bei den Damen auf der gut 45 km langen Radstrecke mit 700 Hm.
Auch sie durfte sich auf der 10-km-Laufstrecke am legendären Kuhsteig beweisen, der nach 7 Kilometern wartete. Danach ging es für die letzten 2,5 km bergab und durch die Straßen von Bühl ins Ziel, das Ricky nach 2:59:24 Stunden erreichte – als 20. Frau gesamt und 6. ihrer Altersklasse. Ein gelungener „spontaner Ausflug durchs Allgäu“!
Ein Mythos – und noch nicht das Saisonende
Der Allgäu Triathlon bleibt ein Ausnahme-Event: großartige Organisation, Top-Besetzung, Volksfeststimmung und eine Kulisse, die ihresgleichen sucht. Für Johannes war es ein weiterer Höhepunkt der Saison – aber längst nicht der letzte. Nach kurzer Erholung steht in zwei Wochen noch eine Mitteldistanz am Brombachsee an, bevor er im Oktober noch beim Ironman Portugal für seine zweite Langdistanz in diesem Jahr an den Start geht.
Ergebnisdienst
Allgäu Kult Triathlon Immenstadt
Allgäu CLASSIC (1,9 km – 92 km – 20 km) 1012 Finisher
Johannes Liebrich: 5:01:49 – 73. Platz gesamt – 24. Platz AK
Allgäu OLYMP ( 1,5 km – 46 km – 10 km) 999 Finisher
Ulrike Reuter: 2:59:24 – 168. Platz gesamt – 20. Platz Frauen – 6. Platz AK